La Vera – wichtige Zuchtstation für bedrohte Arten

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Rostkappenpapageien 
Im Februar 2017 ging ein lang gehegter Wunsch von mir in Erfüllung. Ich wurde von den Betreibern des Loro Parques eingeladen, hinter die Kulissen der Papageienzuchtstation „La Vera“ zu schauen, die der Loro Parque Fundacion angehört.
Die Loro Parque Fundacion wurde 1994 gegründet und bemüht sich um den Erhalt vieler bedrohter Tierarten, vor allem der Papageien.
1998 wurde die Zuchtstation La Vera eröffnet, die auf über 30.000 Quadratmetern Fläche fast alle der über 350 Arten und Unterarten hält und züchtet. Insgesamt leben hier fast 4000 Papageien.
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Wühlerkakadu
Die Zuchtstation mit eigenen Augen zu sehen, war überwältigend. Am Eingang gibt es eine große Futterküche mit Spülmaschine. Hier werden 2 x täglich an die 8000 Näpfe gespült! Hygiene ist sehr wichtig, denn Papageien verbergen ihre Krankheiten sehr lange und wenn sie erste Anzeichen zeigen, wie aufgeplustertes Gefieder, ist es oft schon zu spät um sie noch zu behandeln.
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Inka-Kakadu
Nachdem wir eine Sicherheitsschleuse durchschritten hatten, betraten wir den übernetzten Hauptteil der Anlage, in dem sich weit über 1000 Volieren befinden.
Größtenteils sitzen die Papageien hier als Paare mit Nistkästen um das Überleben ihrer bedrohten Arten zu sichern, es gibt aber auch einige große Gemeinschaftsvolieren, in denen ganze Schwärme von Kakadus oder Aras umherfliegen können.
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Aravoliere mit Lear- und Hyazintharas
Mir fiel auf, wie sauber „La Vera“ ist. Gärtner und Tierpfleger halten offenbar Volieren, Gänge und Wege penibel sauber und schneiden regelmäßig Büsche und Hecken.
Auch die Papageien waren in einem top-gepflegten Zustand mit leuchtendem Gefieder.
Die meisten von ihnen waren auch sehr neugierig und kamen sofort ans Gitter um uns zu begrüßen und unsere Kameras zu untersuchen.
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Gelbbrustara, Hyazinthara und oben Lear-Ara
La Vera bzw. die Loro Parque Fundacion hilft dabei, viele stark bedrohte Arten zu erhalten, wie den Blaulatzara, den Gelbohrsittich oder den Rotsteißkakadu.
Als Mitglied der ZGAP (Zoologische Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz) war mir schon bekannt, wie gefährdet diese Arten sind und welche Anstrengungen nötig sind, um sie noch vor der Ausrottung zu bewahren, vor Allem wegen ihres teils sehr kleinen Verbreitungsgebiets und immer auch wegen Lebensraumzerstörung und Wilderei. Aber es war wunderbar, einen Zoo „persönlich“ kennen zu lernen, der aktiv an diesen Projekten beteiligt ist und mit der ZGAP zusammenarbeitet.
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Weißohr-Rabenkakadu
Von 1994 bis 2017 hat die Fundacion 17 Millionen Dollar in 135 Artenschutzprojekte investiert mit beachtlichen Erfolgen. Bei Vorträgen von Biologe Rafael Zamora und Dr. Javier Almunia, dem Direktor der Loro Parque Fundacion, erfuhr ich viele Einzelheiten zu diesen Projekten. Gerade weil es schwierig ist, Menschen für Vögel zu begeistern, die viele nicht so niedlich wie Pandas, oder stark und schön wie Tiger halten, gebührt den Bemühungen der Loro Parque-Mitarbeiter großer Respekt.
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Sonnensittiche
Für den Gelbohrsittich in Kolumbien war es 1998 eng: Es gab nur noch 80 Exemplare.
Dank der Stiftung gibt es heute wieder 4000!
Der Erfolg ist auf die Miteinbeziehung der lokalen Bevölkerung zurückzuführen, die traditionell an Palmsonntagen die Palmblätter der Kentiapalmen benutzte und damit den Gelbohrsittichen ihre Brutmöglichkeiten raubte.
Die Kentiapalmen wurden zum Gewinn der Palmwedel sogar oft gefällt.
Nach Gesprächen mit der katholischen Kirche und dem Vatikan gelang es, die Gemeinden davon zu überzeugen, andere Palmblätter zu benutzen und die Stiftung pflanzte neue Kentiapalmen, um den Bestand für die Papageien aufzuforsten.
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Erzlori
Ein weiteres Projekt das uns vorgestellt wurde, war das des Lear-Aras.
2001 gab es nur noch 200 dieser blauen Papageien in Brasilien. Dank der Loro Parque Fundacion sind es nun wieder 2000.
Für Zuchterfolge musste man zunächst herausfinden, wo die Aras brüten. Anders als angenommen, legen sie ihre Eier nicht in Baumstämmen ab sondern graben bis zu 20 Meter tiefe Gänge in Felsen und brüten dort. So konnte der Loro Parque in La Vera Kunstfelsen in die Volieren bauen, die dann von den Paaren angenommen wurden.
Auch die Ernährung der Lear-Aras ist sehr speziell, denn sie haben sich auf die Nüsse der Licuripalmen spezialisiert. In nur 10 Jahren gelang es den Mitarbeitern von La Vera, 34 Küken aufzuziehen. 9 davon wurden in Brasilien wieder ausgewildert.
Vor Ort werden Bauern für ihre Ernteverluste beim Maisanbau entschädigt und so wird das Abschießen der Aras verhindert. Ortsansässige stellen Kunsthandwerk her wie geflochtene Schalen und verkaufen es an Touristen. Der Erlös geht an das Papageienerhaltungsprogramm.
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Hyazinthara und Rotohr-Ara
Der Blaulatzara ist ebenfalls ein stark bedrohter Papagei. Er lebt in den verbliebenen Regenwaldinseln in Bolivien. Im Umkreis wurde alles gerodet um Platz für Viehherden zu schaffen. In der Regenzeit steht das Gebiet unter Wasser und die Papageien müssen sehr weit fliegen, um Nahrung zu finden.
1999 gab es nur noch 50 Blaulatzaras, heute sind es wieder 300.
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Blaulatzara
Eins der Hauptprobleme vor Ort war ein traditioneller Tanz, für den viele Aras getötet werden. Von jedem Ara wurden nur die 2 langen Schwanzfedern genutzt, um daraus einen Kopfschmuck für die Tänzer herzustellen. So mussten für einen Kopfschmuck schon mehrere Vögel sterben. Die Fundacion zeigte den Einheimischen, wie sie künstliche Federn herstellen können. Für bereits vorhandene Kostüme mit echten Federn gab es Zertifikate, so dass diese weiter benutzt werden durften, aber die künstlichen Federn wurden schnell sehr beliebt und heute gibt es Wettbewerbe unter den Tänzern, wer die besten künstlichen Federn herstellt. Dank der Kunstfedern werden jedes Jahr 6000 Papageien vor dem Tod bewahrt.
Mehrere Sponsoren, unter Anderem National Geographic unterstützten das Projekt.
Dank der Unterrichtung der Lokalbevölkerung (Arakuscheltiere wurden an Kinder verschenkt, jemand stickte einen Blaulatzara auf eine Madonnenfigur…) sind die Menschen nun stolz auf „ihre“ Papageien und helfen mit, sie zu schützen.
Auch die damalige Miss Bolivien konnte für das Projekt begeistert werden und half beim Nistkastenbau mit. Als sie dann später zur Miss Universum gewählt wurde, trug sie ein Kostüm, das einen Blaulatzara darstellen sollte und sprach bei ihrer Dankesrede von dem Schutzprojekt.
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Nasenkakadu
Ein weiteres Projekt, bei dem Loro Parque Fundacion und ZGAP zusammenarbeiten, ist das Projekt zum Schutz des Rotsteißkakadus.
Er lebt nur auf den Philippinen und es gab nur noch 22 Exemplare. Ende 2016 wilderte die Fundacion 7 Kakadus aus, der Gesamtbestand stieg wieder auf 340 Vögel.
Dazu wurde Aufforstung betrieben und ehemalige Wilderer, die früher die Kakaduküken verkauften und schmuggelten, wurden zu Vogelschützern umgeschult. Sie bekommen nun Geld dafür, dass sie die Kakadus und ihre Nistkästen schützen.
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Gebirgsloris
Der unermüdliche Einsatz für bedrohte Tiere hat mich sehr beeindruckt und dankbar gemacht. Im Gegensatz zu vielen Tierrechtsgruppen, die oft gegen Tierhaltung in Zoos, Aquarien und Delfinarien protestieren, sind die Angestellten und Mitarbeiter eben jener Zoos die wahren Helden der Tierwelt. Sie scheuen keine Kosten und Mühen um, oft über viele Jahrzehnte hinweg, gefährdete Arten zu erforschen, nachzuzüchten, auszuwildern und mit Hilfe der Einheimischen vor der Ausrottung zu bewahren. Man mag kaum erahnen, wie viel Zeit und Stehvermögen es benötigt, um an das angestrebte Ziel zu gelangen. Nicht selten werden diesen Projekten Steine in den Weg gelegt oder es gibt Rückschläge durch Epidemien oder plötzlich auftretende Wetterphänomene.
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Grünschwanzlori
Der Erfolg der oben genannten Projekte jedoch gibt den Artenschützern recht: Es lohnt sich, Wildtiere zu halten, nachzuzüchten und zu erforschen. All dies hat ungemeine Bedeutung für die Erhaltung der Arten in unserer heutigen Welt die so stark unter Umweltverschmutzung, Waldrodung und Überbevölkerung zu leiden hat.
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Edwards-Feigenpapagei
Jeder einzelne von uns kann etwas dagegen tun:
Schon der Besuch eines wissenschaftlich geleiteten Zoos oder Delfinariums trägt oft dazu bei, dass mit dem Eintrittsgeld auch Geld in die Kassen der Naturschutzorganisationen gespült wird, wie im Fall der Loro Parque Fundacion: 10% des Eintrittsgeldes für den Loro Parque gehen an die Fundacion und damit direkt an den Artenschutz.
Aus diesem Grund halte ich die Forderung vieler Tierrechtler: „Don’t buy a ticket“ („kauft keine Eintrittskarte für einen Zoo/ein Delfinarium“) für eine der dümmsten Forderungen die es nur geben kann. Sie läuft dem Arten- und Naturschutz zuwider, für die sich wunderbare Orte wie „La Vera“ jeden Tag aufopfern.

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Ich bin dankbar, die Vielfalt der herrlichen Papageien und Sittiche in La Vera erlebt haben zu dürfen und wünsche dem Park mit seiner Stiftung weiterhin gutes Gelingen in der so wichtigen Zucht bedrohter Arten!
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Blaukappenamazone

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